Ü-Film aus dem IRAN: „Freude der Vergebung“.

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Datum:

08.01.2023

Uhrzeit:

18:00 - 21:00

Ort:

Großer Saal / Hölderlin Eins

Kategorie

Eintritt

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Beginn schon um 18:00 Uhr!
SCHULD-UND-SÜHNE-SHOW
 

Zum Film

Es ist Nacht in Teheran, genauer gesagt, die längste Nacht des Winters. Im Iran wird das Fest der Wintersonnenwende gefeiert. Und das Fernsehen bietet seinem Publikum große Unterhaltung: „Freude der Vergebung“ heißt die Show, in der ein*e Verurteilte*r ihr Opfer oder deren Angehörige um Vergebung bitten darf. Auch den Zuschauenden vor dem Bildschirm kommt eine aktive Rolle zu: Per SMS dürfen sie abstimmen, ob die Vergebung gewährt werden soll oder nicht – je höher die SMS-Quote, desto höher fällt das vom Sender gesponserte Blutgeld aus.

Die junge Maryam hat bei einem Streit versehentlich ihren mehr als 40 Jahre älteren Ehemann getötet, mit dem sie in einer Zeitehe lebte. Jetzt hat sie eine Stunde vor den Kameras, um die erwachsene Tochter des Verstorbenen um Vergebung zu bitten und damit der Hinrichtung zu entgehen. Verwirrt und impulsiv versucht sie, ihre Version der Ereignisse zu erzählen. Ihre dominante Mutter ist dabei mehr Hindernis als Unterstützung. Dagegen sind die Verantwortlichen des Fernsehsenders bemüht, eine reibungslose Show inklusive Gesangseinlagen und Gewinnspielen zu inszenieren. Das Schicksal ihrer Studiogäste ist ihnen herzlich gleichgültig, für sie zählen Klicks und Einschaltquoten. Allerdings haben sie nicht damit gerechnet, dass die Showgäste auch ihre Geheimnisse haben  und vieles nicht ist, wie es scheint.

Der iranische Regisseur inszeniert seinen Film als Kammerspiel, dessen Handlung ausschließlich in den Räumen des Fernsehsenders im Laufe eines Abends stattfindet. Der Film hat Elemente der klassischen Tragödie, ergänzt um stilistische Mittel der Gegenwart, z.B. den Einsatz moderner Medien oder Social Media.

Die gezeigte fiktive Fernsehshow beruht auf einer wahren Vorlage, die den Regisseur zu seinem Film animiert hat. Sie wurde 2018 eingestellt, kurz nach der Fertigstellung des Films. Ausschließlich im Iran wäre die Finanzierung der Produktion nicht möglich gewesen, daher entstand eine iranisch-europäische Koproduktion. Die Verfilmung erinnert inTeilen an Dystopien wie „Die Tribute von Panem“, in denen junge Menschen gegeneinander um ihr Leben kämpfen.

Der Regisseur stellt in seinem Film archaisch anmutende juristische Konstrukte wie eine „Ehe auf Zeit“ oder ein „Blutgeld“ vor, die auf europäische Zuschauende vielleicht wie ein Relikt aus einer anderen Zeit wirken können, für Iraner unter dem islamischen Recht der Scharia aber alltäglich sind. Die im Film gezeigten Unterschiede zwischen den reicheren Klassen und dem einfachen Volk gehören genauso zur Lebenswirklichkeit im heutigen Iran wie die gravierenden Unterschiede zwischen Mann und Frau. Ungeachtet der sozialen Hintergründe und des Bildungsstands (Die Frauenquote an den iranischen Universitäten beträgt 65%) sind iranische Frauen nach wie vor von Vätern, Brüdern, Ehemännern oder Vorgesetzten abhängig.

Die staatlich gewollte und gesellschaftlich akzeptierte Überwachung des Einzelnen wird im Iran durch neuere technische Möglichkeiten bis ins Privatle-ben hinein perfektioniert.

Drama / Iran, F,D,CH / 2020 / 89 Min / FSK 12

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